Creaktivität – das ist die Bereitschaft und Fähigkeit, kreative Ideen zu entwickeln und aktiv umzusetzen.
Vorsicht! Ich denke quer … und möchte Sie dazu verführen, innovativ quer zu denken über das Thema Innovation und Ideenmanagement. Vorweg eine radikale Erkenntnis: Der übliche technokratische Ansatz des Ideenmanagements selbst muss reformiert oder besser revolutioniert werden.
Daher ganz zu Beginn ein revolutionärer Vorschlag: Wenn Sie keine Zeit (oder Lust) zum Lesen dieses Aufsatzes haben, dann lesen Sie wenigstens auf der letzten Seite den Absatz „13“. Spätestens dann, wetten, habe ich Sie am Haken und Sie lesen den Rest!
"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nahe liegt?!"
Suchen Sie nicht lange! Sie sind geradezu umzingelt von kreativen Mitarbeitern. Wetten! Augen auf!
Das ist sicher eine starke Behauptung, wenn man doch immer wieder und aller Orten hört, dass die Mitarbeiter zu wenig kreativ seien bzw. dass man zu wenig kreative Mitarbeiter findet. Das mag richtig sein, dass sie bei und mit Ihnen und verglichen mit Ihren Ansprüchen nicht kreativ sind, aber vielleicht oder gar ganz sicher in anderen Lebensfeldern. Ein Beispiel, um das zu illustrieren: Bei einem Automobilzulieferer. Ein Mitarbeiter am Band: Ordentlicher Arbeiter, aber schweigsam. Per Zufall fand man heraus, dass er stellvertretender Bürgermeister in einem Dorf ist. Man hatte diesen Mitarbeiter nur als Verlängerung des Bandes, der Maschinen gesehen, als Ressource, nicht als Mensch.
Kennen Sie Ihre Mitarbeiter wirklich?
Noch ein Beispiel: Ein Unternehmen hatte vom Mutter-Konzern die Vorgabe erhalten: „50 Millionen € einsparen!“ Der Vorstand wollte mit Unterstützung eines Beratungsunternehmens vor allem durch die Reduzierung der Personalkosten sparen: Personal abbauen. Der Betriebsrat e entwickelte einen Plan, 50 Millionen zu sparen, ohne Personalabbau. Das ist nicht nur löblich, sondern eine höchst kreative Leistung. In diesem Falle folgte der Vorstand den Ideen und Plänen der Mitarbeiter, nur um 2 Jahre später zu entscheiden, die Zentrale nach Berlin zu verlegen, ohne die Mitarbeiter zu involvieren. Zwar haben die Mitarbeiter das Angebot, mit nach Berlin ziehen zu können und ihren Job zu behalten. Wer gibt Haus und Familie und Freunde und … gerne einfach auf?! Es gibt auch einen komfortablen Sozialplan für die, die nicht mit nach Berlin gehen.
Ich frage Sie: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die betroffenen Mitarbeiter sich wieder einmal aktiv mit ihren Ideen einbringen? Kreativität wird zuweilen durch radikale Management-Entscheidungen platt gemacht.
Gehen Sie in Ihrem Unternehmen bzw. in Ihrem Bereich auf die Suche: Vielleicht „verkümmert“ im Controlling das verkappte Kreativitätsgenie, vielleicht wartet die Innendienstmitarbeiterin nur darauf, dass sie beim „Crea-Scouting“ entdeckt und endlich ihrer wahren Bestimmung zugeführt wird.
Wenn Sie kreative Mitarbeiter finden wollen bzw. die Mitarbeiter kreativer machen wollen, sollten Sie zuerst einmal bei sich selbst anfangen und in sich selbst gehen. Ideen, neue Ideen, schaffen Durcheinander, stellen Bestehendes in Frage, stellen auch Ihre Ideen in Frage.
Eine Studie der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft zum Thema „Kreativität und Führung“ hat zu bemerkenswerten Ergebnissen geführt: Die meisten der befragten Manager halten sich selbst für kreativ, aber den eigenen Vorgesetzten nicht. Trotzdem beziehen sie diejenigen Kreativitätsmerkmale, die allgemein für die Entfaltung von Kreativität als wichtig bezeichnet werden, nicht auf die eigene Person. Ist es mit dem Ideenreichtum zumindest der 604 befragten Manager also doch nicht so gut bestellt wie die subjektive Einschätzung suggeriert – nach dem Motto: „Nur ich bin kreativ“?
Die Studie belegt des Weiteren, dass die meisten Manager – nämlich 88 Prozent – den Bürokratismus als Haupthindernis für die freie Entfaltung der Kreativität ansehen. Aber auch die „Scheu vor Risiken“ und die „fehlende Fehlerkultur“ gelten als Stolpersteine, die ein Unternehmen auf dem Weg zur Ideen- und Denkfabrik scheitern lassen.
Wie können Sie nun bei Ihren Mitarbeitern, Chefs, Kollegen und bei sich selbst die Creaktivität fördern? Erwarten Sie keine Hinweise auf Verbesserungsvorschlagssysteme. Erwarten Sie aber interessanten Anregungen, die zum einen bei Gottlieb Guntern abgeschaut (Sieben goldene Regeln der Kreativitätsförderung, Scalo Verlag, Zürich, Berlin, New York 1994). Zum anderen hat mich Walter Simon`s Bericht (Lust aufs Neue, 1999) über ein japanisches Unternehmen fasziniert. Auf beides möchte ich Sie neugierig machen.